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Modenschauen | Fashion-Shows

Hinter den Kulissen von Modenschauen


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Die Digitalisierung der globalen Modewochen verlief dieses Jahr unfreiwillig. Käufer, Presse und Branchenkenner konnten aufgrund der Corona-Pandemie nicht mehr reisen, sodass sich das Geschäft nachhaltig verändern musste. Auf einmal wurden Bilder und Videos von Modenschauen auf digitalen Kanälen und sozialen Medien veröffentlicht. Das Thema hat mich zum Nachdenken gebracht: Obwohl Mode für Veränderung und Innovation steht, scheint sie in vielen Aspekten dennoch veraltetet. Heute möchte ich hinter die Kulissen, Silhouetten und Höhen des Saums blicken, und die Modenschau in all ihren Facetten betrachten.

1. Modenschauen nur für Branchenkenner

In einer ständig wandelnden Modewelt müssen Designer immer stärker projizieren und übertreiben, damit ihre Botschaft beim übersättigten Betrachter ankommt. Tom Ford etwa, verkauft Glamour und Sexappeal, indem er die Grenzen des Laufstegs ausreizt: Sichtbare Brustwarzen, Blazer über BHs und Models, die keine Unterteile tragen. Er zwingt den Beobachter sich zu fragen, ob all das noch akzeptabel ist. Oder Alexander Wang, der seine Fashion-Shows als Partys interpretiert, indem er die feiernde Nacht-Kulisse anhand seiner Kollektion hervorhebt. Ob die Runway-Shows nun unkompliziert oder doch Avantgarde sind – Sie lassen Branchenfremde mit Fragezeichen zurück. Warum lächeln die Models nie? (Weil sie im Charakter sind und darauf angewiesen wurden, stark und selbstbewusst zu wirken) Warum gehen die Models so schnell? (Weil durch das schnelle Tempo, Energie und Dringlichkeit zum Ausdruck kommt. Außerdem ist das Trödeln ärgerlich, wenn es 10 Shows an einem Tag gibt) Was hat es mit dem seltsamen Kleidern auf sich? (Wird es nicht langweilig, wenn du nur schwarze Kleider siehst?) Wer würde sowas tragen? (Viele Menschen, vielleicht nur nicht du). So sehen die knappen Antworten vieler Designer aus, die von Zuschauern erwarten, Modenschauen stillschweigen und unkommentiert aufzunehmen. Für mich ist Mode etwas Erklärenswertes. Spricht mit uns, erklärt uns eure Ideen, sonst werden Laufsteg-Shows zu einem exklusiven Treffen zwischen Branchenkenner.

2. Die Umwelt leidet darunter

Die Debatte, ob wir noch Modenschauen brauchen, ist keine neue. Die Kosten und CO2-Bilanzen vieler Fashion Shows haben dazu geführt, dass die Rufe nach Nachhaltigkeit relevanter geworden sind denn je. So hat die Stadt Stockholm nach der Ansprache von Greta Thunberg 2019 entschieden, ihre eigene Fashion-Show abzusagen. Für viele war diese Entscheidung ein mutiger und bedeutsamer Schritt zum Umbruch der Modewelt. Sie bewegte auch große Namen der internationalen Modeszene, wie Gucci und Burberry dazu, sich auf Maßnahmen zum Ausgleich ihrer CO2-Emissionen zu einigen. Trotzdem bleibt unwiderlegbar, dass die Marken nach wie vor von Fashion-Shows profitieren und sie nicht so leicht abgeben werden. Durch Modenschauen erhalten die Modehäuser einen Kommunikationsweg für ihre Kollektion und die Möglichkeit, ihre Macht und Reputation zu präsentieren. Das zeigt sich in den riesigen Sets von Chanel oder den Blumenarrangements von Alexandre de Betak für Dior. Nur die Größten und Mächtigsten der Modewelt können gigantische Shows wie diese, finanziell auf die Beine kriegen.

3. Das Schönheitsideal geht immer noch ins Extreme

Ich weiß, dass es offensichtlich klingt, ist es aber nicht. Wir alle riskieren uns mit den Models auf dem Laufsteg zu vergleichen. Ob in der Werbung, im Magazin oder in den sozialen Medien – überall wo wir in unsere Kultur blicken, wir werden ständig mit dem vermeintlichen Ideal konfrontiert. Vor 20 Jahren trugen Models noch die Stichprobengröße S und M. Das neue „Normal“ liegt bei Größen wie XS und XXS, mit einzelnen Abweichungen. Das „Runway-Dünn“ ist lange nicht mehr das Ebenbild der Gesellschaft. Sie geht weit ins Extreme und verzerrt die Selbstwahrnehmung vieler junger Frauen. Egal ob über Make-up, Haare oder die Taille gesprochen wird, alles wird in der Modewelt perfektioniert, keine Abweichungen werden zugelassen. Gewiss gibt es immer mehr Plus-Size Models, jedoch verharren die großen Marken immer noch auf das übertriebene Schönheitsideal.

4. Wenn Mode spricht, lohnt es sich zuzuhören

„Entweder du liebst, oder du hasst sie.“, erklärte einmal der berühmte Designer Thom Browne. Eine gute Laufsteg-Show sollte beim Zuschauer Emotionen hervorbringen. Im besten Fall ist sie eine Momentaufnahme eines Augenblicks. Wenn die Kleider einer Fashion-Show verrückt aussehen oder ins Übertriebene gehen, dann sollten wir noch einmal tiefer blicken. Was wird mit der Kollektion ausgedrückt? Was sagen uns die Farben, die Musik und der Hintergrund? Meist geht die Botschaft über die eigentliche Kollektion hinaus. Mode kann uns zeigen, wie weit wir uns intellektuell in der Gesellschaft entwickelt haben. So auch in Miuccia Pradas Frühlings Show im Jahr 2014: Eine Szene, ein Augenblick voller politischer Graffiti-Kunst, feministische Referenzen und visuelle Hinweise auf Banden und Tribalismus. Wenn Mode spricht, lohnt es sich zuzuhören.

Modenschauen bleiben eine Kunst für sich, jedoch müssen sie sich langsam von ihren strikten Show-Kalendern verabschieden und sich der Zeit gerecht verändern. Schließlich sind sie das Sinnbild für Innovation und Inspiration. Modenschauen müssen uns die Richtung weisen. Nur dieses Mal, sollte die Richtung nachhaltig, modern und realitätsnah sein 💗.

Quelle: CHANEL Frühling-Sommer 2020 Show

Behind the scenes of fashion shows


English Version

The digitization of the global fashion weeks went involuntarily this year. Since buyers, the press, and industry experts could no longer travel due to the covid pandemic, the business had to change permanently. Suddenly, pictures and videos of fashion shows were published on digital channels and social media. The topic got me thinking: although fashion stands for change and innovation, it still seems out of date in many aspects. Today I want to look behind the scenes, silhouettes and the heights of the hemline, and see the fashion show in all its facets.

1. Fashion shows for industry experts only

In a constantly changing fashion world, designers have to project and exaggerate more and more to get their message across to the satiated viewer. Tom Ford, for example, sells glamor and sex appeal by pushing the limits of the catwalk: exposed nipples, blazers over bras, and models with no bottoms. He forces the observer to wonder if all of this is still acceptable. Or Alexander Wang, who interprets his fashion shows as parties by highlighting the partying night scenery with his collection. Whether the runway shows are uncomplicated or avant-garde – they leave people outside the industry with question marks. Why do the models never smile? (Because they are in character and have been relied on to appear strong and confident) Why do the models go so fast? (Because the fast pace expresses energy and urgency. Also, dawdling is annoying when there are ten shows a day) What about the weird clothes? (Doesn’t it get boring if you only see black dresses?) Who would wear that? (Lots of people, maybe just not you). This is what the brief answers of many designers look like, who expect viewers to record fashion shows in silence and without comment. For me, fashion is something worth explaining. Talk to us, explain your ideas, otherwise runway shows will become an exclusive meeting between industry experts.

2. The environment suffers

The debate about whether we still need fashion shows is not a new one. The cost and carbon footprint of many fashion shows have made calls for sustainability more relevant than ever. With Greta Thunberg’s speech in 2019, the city of Stockholm decided to cancel its own fashion show. For many, this decision was a courageous and meaningful step to transform the fashion world. It also persuaded big names in the international fashion scene, such as Gucci and Burberry, to agree on measures to offset their carbon emissions. Nevertheless, it remains irrefutable that the brands still benefit from fashion shows and will not give them away easily. Fashion shows give the fashion houses a channel of communication for their collections and the opportunity to showcase their power and reputation. This can be seen in the huge sets by Chanel or the flower arrangements by Alexandre de Betak for Dior. Only the biggest and most powerful in the fashion world can run gigantic shows like this financially.

3. The ideal of beauty still goes to extremes

I know it sounds obvious, but it isn’t. We all risk comparing ourselves to the models on the catwalk. Whether in advertising, in magazines, or on social media – wherever we look into our culture, we are constantly confronted with the supposed ideal. 20 years ago, models still wore the sample size S and M. The new „normal“ are sizes such as XS and XXS, with individual deviations. The „runway thin“ is no longer the image of society. It goes to extremes and distorts the self-perception of many young women. Regardless of whether we talk about makeup, hair, or the waist, everything is perfected in the fashion world, no deviations are allowed. There are certainly more and more plus-size models, but the big brands are still sticking to the exaggerated ideal of beauty.

4. When fashion speaks, it is worth listening

„Either you love, or you hate it,“ said the famous designer Thom Browne. A good catwalk show should evoke emotions in the audience. At best, it is a snapshot of a moment. When the clothes on a fashion show look crazy or exaggerate, then we should look deeper. What is expressed by the collection? What do the colors, the music, and the background tell us? Usually, the message goes beyond the actual collection. Fashion can show us how far we have developed intellectually in society, for example in Miuccia Prada’s spring show in 2014: A scene, a moment full of political graffiti art, feminist references, and visual references to gangs and tribalism. When fashion speaks, it is worth listening.

Fashion shows remain an art in themselves, but they have to slowly say goodbye to their strict show calendars and change in line with the time. After all, they are the symbol of innovation and inspiration. Fashion shows have to show us the direction. Only this time, the direction should be sustainable, modern, and realistic 💗.

Source: CHANEL Spring-Summer 2020 Show

Veröffentlicht von Eileen Wagner

20, Journalismus Studentin in Stuttgart

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